Als ich das Buch "Den Fuß verstehen: Hallux valgus" geschrieben habe, musste ich feststellen, dass das Schuhwerk nicht immer der Hauptverdächtige ist. Schuhe haben natürlich eine hohe Mitverantwortung, sind aber bei weitem nicht alleine schuld an der Entstehung eines Hallux valgus.
Sondern was noch? Tragen die Gene eine Mitschuld?
Ja, denn der Mensch hat generell eine leichte Disposition zum Hallux valgus, da die Großzehe immer leicht, so um 8 bis 10 Grad, verschoben ist und daher grundsätzlich dazu tendiert, abzuweichen und den Hallux valgus zu bilden. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Menschen einen Ballenzeh besitzen, da es nur einen minimalen Anstoß braucht, um das muskuläre Gleichgewicht zu kippen und eine Hallux valgus-Entwicklung einzuleiten.
Also gibt es auch eine genetische Disposition – und wir können unter Umständen gar nichts dafür?
In meinem Buch habe ich mich auch mit der genetischen Disposition auseinandergesetzt. Hierzu gibt es einige Studien, insbesondere die von Rütt aus dem Jahre 1961. Hiernach ist ganz eindeutig, dass der isolierte Hallux valgus congenitus, der von Geburt an vorhanden ist, seltener ist im Vergleich zum sekundären Hallux valgus, der sich später entwickelnden Variante. Daher muss man zusammenfassend sagen, dass der Hallux valgus in den meisten Fällen eine selbst verursachte Pathologie aus multifaktoriellen Problemen wie zu wenig Muskeltraining, schlechtes Schuhwerk oder Überbelastung ist.
Vielen Dank, Herr Halfmann, dass Sie uns Ihren podologischen Expertenblick zur Verfügung stellen. Wir freuen uns schon auf den zweiten Teil des Interviews im März, in dem Sie uns aktuelle Therapiemöglichkeiten vorstellen und Tipps für Übungen an die Hand – bzw. an die Füße – geben.