„Nicht alle kosmetischen Wirkstoffe dringen in unsere Haut ein!“
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„Nicht alle kosmetischen Wirkstoffe dringen in unsere Haut ein!“
Meike Streker beantwortet, was es damit auf sich hat!
Wir alle wissen: Unsere Haut ist ein komplexes Organ, das Schutz, Feuchtigkeit und Funktionalität vereint. Täglich begegnen uns unzählige kosmetische Produkte mit vielversprechenden Aussagen – von „zieht tief ein“ bis „regeneriert die Haut“ ist fast jede Versprechung auf ein deutlich verbessertes Hautbild dabei. Doch welche Wirkstoffe können tatsächlich in die Haut eindringen, wie wirken sie und wo liegen die natürlichen Grenzen? In unserem Interview mit Dr. Meike Streker werfen wir einen fundierten Blick hinter die Kulissen der Hautpflege und klären die wichtigsten Fragen rund um kosmetische Inhaltsstoffe und ihre tatsächlich nachweisbare Wirkung.
Liebe Meike, du hast dich auf deinem eigenen Kanal bereits mit der Aussage „Nicht alle kosmetischen Wirkstoffe dringen in unsere Haut ein!" beschäftigt. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage: Welche Schichten unserer Haut können Kosmetika überhaupt erreichen und gibt es hier eine natürliche Grenze?
Unsere Haut schützt den Körper wie eine Rinde, indem sie Feuchtigkeit speichert und Schadstoffe abhält. Sie besteht aus drei Schichten, wobei kosmetische Wirkstoffe fast ausschließlich in der obersten Schicht, der Hornschicht, wirken. Diese wirkt wie eine Ziegelstein-Mörtel-Mauer und verhindert, dass Substanzen tiefer eindringen. Nur sehr kleine und fettliebende Moleküle gelangen etwas weiter, doch die tieferliegenden Hautschichten bleiben Kosmetika gesetzlich und biologisch verschlossen.
Meike Streker
Wie stehst du zur häufigen Formulierung, dass Kosmetika „in die Haut einziehen"? Ist das aus deiner Sicht eher missverständlich und würdest du dir eine alternative Ausdrucksweise wünschen?
Wenn wir sagen, dass eine Creme ‚in die Haut einzieht‘, klingt das so, als würden die Wirkstoffe tief ins Gewebe gelangen. Das ist aber nicht der Fall. Kosmetische Inhaltsstoffe wirken vor allem in der obersten Hautschicht, also dort, wo Pflege und Schutz auch sinnvoll sind. Formulierungen wie „pflegt die Haut“, „schützt die Haut“ oder auch „verbindet sich mit unserer Haut“ wären gute Alternativen, die zu keinen Missverständnissen führen und letztlich genau beschreiben, was Kosmetik macht.
Außerdem interessiert uns: Gibt es bestimmte Wirkstoffe, die bekanntermaßen besonders gut in die Haut eindringen können?
Tatsächlich gibt es einige Wirkstoffe, die aufgrund ihrer Größe und Beschaffenheit etwas tiefer in die Haut gelangen können, allerdings immer nur bis in die oberste lebende Zellschicht der Epidermis. Sehr kleine und fettliebende Moleküle haben dabei die besten Chancen. Beispiele sind Vitamin A (Retinol), Vitamin C in bestimmten Formen, oder auch Niacinamid. Auch feuchtigkeitsbindende Stoffe wie Glycerin oder Hyaluronsäure können, je nach Molekülgröße, unterschiedlich gut in die oberen Hautschichten vordringen
Immer wieder liest man auch Aussagen, dass kosmetische Inhaltsstoffe den Hormonhaushalt beeinflussen könnten. Wie gefährlich empfindest du solche Behauptungen?
Die Sorge, dass Kosmetika den Hormonhaushalt beeinflussen könnten, taucht immer wieder auf. Wichtig ist hier zu betonen, dass kosmetische Inhaltsstoffe in der EU streng geprüft werden und nur in Mengen eingesetzt werden dürfen, die nachweislich sicher sind. Substanzen, die tatsächlich hormonähnliche Wirkungen haben könnten, werden von der Wissenschaft sehr genau bewertet und von den Behörden reguliert. Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet das, dass Kosmetika, die hier auf dem Markt sind, als sicher gelten und kein Risiko für den Hormonhaushalt darstellen. Oft beruhen solche Schlagzeilen auf Missverständnissen oder auf Studien, die unter unrealistischen Bedingungen durchgeführt wurden, etwa mit extrem hohen Dosierungen, die mit der Anwendung eines Kosmetikprodukts im Alltag nichts zu tun haben.
Welchen Umgang wünschst du dir im Hinblick auf konventionelle Kosmetik und Naturkosmetik? Können sich beide Ansätze deiner Meinung nach sinnvoll ergänzen?
Ob Natur- oder konventionelle Kosmetik – die Wahl ist eine persönliche Entscheidung. Wichtig ist zu verstehen, dass alles Chemie ist, auch Wasser, Pflanzen oder wir Menschen selbst. Entscheidend für die Sicherheit eines Wirkstoffs ist nicht sein Ursprung, sondern wie er geprüft und angewendet wird. Ein gutes Beispiel für die sinnvolle Verbindung beider Ansätze sind Wirkstoffe wie Hyaluronsäure oder Squalen, die früher tierisch gewonnen wurden und heute nachhaltig biotechnologisch hergestellt werden können.