So variantenreich sich verbale Botschaften verhalten können, so wenig lässt sich non-verbale Kommunikation manipulieren. Zu non-verbaler Kommunikation zählen Mimik, Gestik und Körperhaltung. Oft sagt die non-verbale Kommunikation mehr aus als die verbale Äußerung selbst, zumal einem die körperlichen Signale häufig nicht bewusst sind. Besonders achtsam sollte man in Bezug auf kulturelle Unterschiede sein: "Es gibt neben universellen auch kultur-spezifische Kommunikationsregeln, die wir beachten sollten", erklärt Claudia Knüfer. So senden wir zum Beispiel bei einem Händedruck unterschiedliche Signale: "In Amerika verzichtet man gerne ganz darauf, in den arabischen Ländern wirkt ein fester Händedruck ziemlich befremdlich und fällt daher gerne leicht aus. In Europa kommt ein Händedruck gekoppelt mit einem freundlichen Blick am besten an. Ein zu fester Händedruck wirkt jedoch dominant und unangenehm."
Einen Händedruck können wir jedoch bewusst steuern und uns an- oder abtrainieren. Schwieriger wird es bei Körperhaltungen, die wir – universell – auf der nicht bewussten Ebene einnehmen. Einem Menschen, der mir unsympathisch ist, trete ich unbewusst mit ablehnender Körperhaltung gegenüber (z. B. Verschränken der Arme vor der Brust), um deutlich zu machen, dass ich Distanz zu ihm wünsche. Diese abwehrende Körperhaltung kann auch nicht durch freundliche Worte wie "Herzlich willkommen!" oder "Schön, dich zu sehen!" kompensiert werden. Verbale Sprache und Worte kann man gezielt steuern, bei der Körpersprache, die eben meist unbewusst abläuft, ist dies deutlich schwieriger. Und sie macht den weitaus größeren Teil unseres Verhaltens aus. Kommunikationswissenschaftler sprechen hier vom "Eisberg-Modell".
Das Eisbergmodell geht auf den Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud zurück und besagt, dass das Meiste in uns unbewusst abläuft. Wie bei einem Eisberg nur eine kleine Spitze zu sehen und der größte Teil des Berges unter Wasser nicht sichtbar ist, bedeutet das in Bezug auf Kommunikation, dass nur ein kleiner Teil einer Botschaft direkt wahrnehmbar ist. Die "Spitze des Eisbergs" ist also die Sachebene. Alle anderen Informationen wie Mimik, Gestik oder Tonfall liegen auf der Beziehungsebene und sind "unsichtbar", in unserem Falle: unhörbar beziehungsweise nonverbal. Wird nun der Eisberg unter Wasser gerammt, bröckelt seine Spitze. So wirken sich Störungen auf der Beziehungsebene auch auf der Sachebene aus. Aus eigentlich schlicht formulierten Sätzen können dann verbale Angriffe werden – und Sprache mutiert (gewollt oder unbewusst) zur Waffe.
"Wo allerdings der Wunsch besteht, jenseits von Manipulation sich eine Welt der klaren, ehrlichen, herrschaftsfreien Beziehungen aufzubauen, dort gehört der offene Appell zu den tragenden Säulen einer solchen Kommunikation", liest man bei "Kommunikationspapst" Schulz von Thun.