"Für den ersten Eindruck bekommt man keine zweite Chance", so heißt es im Volksmund. Und für den Schriftsteller Robert Musil haben erste Eindrücke "so oft etwas Richtiges an sich". Natürlich soll man ein Buch nicht nach seinem Cover beurteilen und einen Menschen nicht nach seinem Äußeren, aber unser Unterbewusstsein tut es trotzdem! Ob wir es nun wollen oder nicht, der erste Eindruck, den wir auf andere Menschen machen (und andere auf uns), ist prägend. Die visuelle Wahrnehmung spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Für den ersten Eindruck braucht es nur eine Zehntelsekunde – und er ist meist korrekt, wie Studien zeigen (und Robert Musil bereits ahnte). Es macht demnach keinen großen Unterschied, ob man eine Person nur wenige Sekunden sieht oder ein halbstündiges Gespräch mit ihr führt. Denn der erste Eindruck verändert sich in der Regel nicht bedeutend. Oft ist er bei vielen Beobachtern sogar sehr ähnlich. Das heißt: Ist einem/r jemand auf Anhieb sympathisch, hat er/sie auf andere höchstwahrscheinlich die gleiche Wirkung.
Rational begründen können wir den ersten Eindruck übrigens nicht. Das liegt daran, dass er ein anderes Hirnareal anspricht als beispielsweise sachliche Informationen. Bevor wir überhaupt realisiert haben, wie eine neue Person auf uns wirkt, hat die Amygdala, unser "emotionales Gehirn", bereits ihr Urteil gefällt. Dieser so genannte Mandelkern ist derjenige Bereich des Gehirns, der für Emotionen zuständig ist – und dafür sorgt, dass uns jemand intuitiv sympathisch oder nicht. Übrigens: Ihr erster Eindruck ähnelt häufig dem Ihres Gegenübers. Das heißt: Wenn Sie jemanden sofort mögen, mag er/sie Sie meist auch. Das hat, psychologisch betrachtet, etwas mit unseren Spiegelneuronen zu tun. Die Signale, die wir aussenden, empfangen wir gespiegelt zurück – und umgekehrt. Das mag vielleicht auch der Philosoph Spinoza im Kopf gehabt haben, als er bereits im 17. Jahrhundert formulierte: "Was Paul über Peter sagt, sagt mehr über Paul als über Peter."