Das Onlineportal der Süddeutschen Zeitung hat jüngst einen Artikel herausgegeben, der sich auf beeindruckende Weise dieser Frage nähert. Dort erzählt Autor Jan Stremmel von dem jungen Mann Daniel Gray, der in England eine Firma gründete, die Make-up speziell für "echte Kerle" herstellt – und sie auch noch "War Paint" genannt hat. Hier ein Auszug (den vollständigen Beitrag finden Sie in untenstehendem Link): "Während die Geschlechtergrenzen in der Popkultur also immer selbstverständlicher aufgeweicht und neu vermessen werden, muss dem Alltagskerl offenbar immer noch eine Extraportion Rambo-Aroma untergerührt werden, um ihm die Pflege schmackhaft zu machen. So viel zum wackligen Stand der Männlichkeit im Jahr 2020."
Make-up-Artistin Moni Gutezeit, die in einem Studio in der Münchner Innenstadt Schminkkurse gibt, bestätigt das bei vielen Männern immer noch vorherrschende Unsicherheitsgefühl in Punkto Kosmetik. Statt den Männern die Stirnglatze zu pudern, erzählt sie im Artikel der SZ, trage sie grundsätzlich lieber eine mattierende Creme auf. Auch wenn der Effekt der gleiche sei: Sie wisse, welche Abneigung die Herren vor allem haben, "was nach Make-up und Puder aussieht". Männer-Schminke soll tarnen und nicht schöner machen – und schon gar nicht sichtbar. Offenbar sind viele kleine Schritte nötig, um Männer langsam ans Thema Make-up heranzuführen. Als hinge sein Selbstwertgefühl, ach was, sein ganzes Männerbild daran, nur dann als "echter Kerl" zu gelten, wenn er Kosmetik "gar nicht nötig" habe.
Aber sind wir nicht längst viel aufgeschlossener geworden? Ist es nicht an der Zeit, stigmatisierende Vorurteile – ganz gleich, welcher Art und wen sie betreffen – endlich abzulegen? Auf Instagram zumindest scheint unsere Gesellschaft eine deutlich homogenere zu sein als (noch) im Alltagsleben, wie die stetig wachsende Zahl "bloggender Beauty Boys" zeigt: