Alexander Kuchta (DEKRA) zum Thema NiSV und der richtigen Wahl des Schulungsanbieters

Mit der Strahlenschutzverordnung NiSV hat sich für Expertinnen und Experten, die bestimmte Geräte der apparativen Fachkosmetik nutzen, einiges geändert. Seit dem 01.01.2022 müssen Anwenderinnen und Anwender (und zwar jede einzelne Person – ein Zertifikat pro Institut reicht nicht aus) einen zugehörigen Fachkundenachweis vorlegen.

Doch kein Grund zur Panik, die Behörden haben aufgrund der Pandemie und damit verbundenen Einsatzeinbußen in der Kosmetikbranche eine Fristverschiebung auf den 31.12.2022 veranlasst. Doch bei der Wahl geeigneter Qualifizierungslehrgänge sollte Vorsicht geboten sein. Wir haben uns aus diesem Grund einen weiteren Experten zu Rate gezogen: Alexander Kuchta ist bei der DEKRA als Fachkoordinator für den Bereich Personenzertifizierung verantwortlich. Er selbst hat zwei Jahre in Mexiko gelebt, u. a. als Dozent für Deutsch als Fremdsprache gearbeitet und 12 Jahre lang den Bereich berufliche Bildung in einem Bildungsunternehmen geleitet. Im Interview beantwortet er eure Fragen, die wir vorab auf Instagram gesammelt haben.

Kuchta: Die DAkkS ist die Deutsche Akkreditierungsstelle und handelt als Behörde im staatlichen Auftrag. Sie akkreditiert Zertifizierungs- und Prüfstellen in vielen verschiedenen Bereichen zu vielen verschiedenen Normen und Verordnungen. Man kann auch sagen, bei der Akkreditierung handelt es sich um die staatliche Prüfung der Zertifizierungs- und Prüfstellen.

Bezogen auf die NiSV akkreditiert sie Personenzertifizierungsstellen, wie bei DEKRA erfolgreich geschehen. Somit ist DEKRA als für die NiSV akkreditierte Personenzertifizierungsstelle unter anderem berechtigt,

1. Schulungsanbieter innerhalb einer umfangreichen Überprüfung als NiSV-Schulungsträger für NiSV-Fachkundemodule anzuerkennen
2. NiSV-Personenprüfungen zu organisieren und durchzuführen, um NiSV-Fachkundezertifikate auszustellen.

Wichtig und zu beachten ist: Eine Personenprüfung bei einer akkreditierten Zertifizierungsstelle wie DEKRA ist zwingende Voraussetzung für den Erwerb eines Fachkundezertifikats. Und diese Prüfung kann nur gemacht werden, wenn eine Schulung bei einem anerkannten NiSV-Schulungsträger absolviert wurde.

Über den geschilderten Prozess

ergibt sich die Bedeutung der DAkkS: Sie überwacht und beurteilt regelmäßig die fachliche Kompetenz, Verlässlichkeit, Unabhängigkeit und Integrität der Zertifizierungsstellen.

Kuchta: Um zunächst Missverständnisse zu vermeiden und die Begriffe nicht durcheinander zu wirbeln, komme ich nochmals kurz auf den eben beschriebenen Prozess zurück: NiSV-Schulungsträger dürfen nur von einer durch die DAkkS akkreditierten Personenzertifizierungsstelle, wie DEKRA eine ist, anerkannt werden!

Es ist demnach auch nicht möglich, bei einer akkreditierten Prüfstelle NiSV-Schulungen zu belegen. Fest steht, dass Personen nur zu einer NiSV-Prüfung bei einer akkreditierten Prüfstelle zugelassen werden dürfen, wenn sie eine NiSV-Schulung bei einem anerkannten NiSV-Schulungsträger absolviert haben.

Wurden, wie von Ihnen gefragt, tatsächlich NiSV-Schulungen bei einem nicht anerkannten Schulungsträger oder sogar Prüfungen bei einer nicht akkreditierten Prüfstelle absolviert, ist das natürlich mehr als ärgerlich. Denn nur mit einem NiSV-Fachkundezertifikat, das von einer akkreditierten Personenzertifizierungsstelle ausgestellt wurde, haben Sie die Sicherheit bezogen auf die spätere Behördenprüfung.

Kuchta: DEKRA sorgt seit Jahrzehnten für die Sicherheit der Menschen im Umgang mit Technik und Umwelt. Ob im Verkehr, bei der Arbeit oder zu Hause – in allen wesentlichen Lebensbereichen schaffen die erfahrenen Expertinnen und Experten von DEKRA mehr Sicherheit.

Seit diesem Jahr betrifft das auch den Geltungsbereich der NiSV: Die Anerkennung eines NiSV-Schulungsträgers ist ein aufwändiges Verfahren. Und wie oben beschrieben, wird dieses Verfahren von der DAkkS überwacht und beurteilt. Zum einen müssen sehr viele Dokumente geprüft werden, wie beispielsweise das Schulungskonzept, das Schulungsmaterial und die Qualifikationsnachweise der Dozentinnen und Dozenten. Zum anderen wird ein Audit vor Ort durchgeführt, bei dem die Räumlichkeiten und Geräte/Anlagen sowie deren Sicherheitsausstattung geprüft werden. Nach einer erfolgreichen Anerkennung müssen zudem jährlich Überwachungsaudits bei den NiSV-Schulungsträgern durchgeführt werden.

Eine Auflistung der durch DEKRA anerkannten NiSV-Schulungsträger ist auf der DEKRA-Webseite zu finden.

Muss man, z. B. als Krankenschwester, trotzdem noch das Modul "Haut" absolvieren?

Kuchta: Im Sinne der NiSV liegt ein sogenannter Gleichwertigkeitsnachweis zum NiSV-Fachkundemodul 'Grundlagen der Haut und deren Anhangsgebilde' vor, wenn

• eine staatl. anerkannte Berufsausbildung zum Kosmetiker oder zur Kosmetikerin erfolgreich absolviert wurde
• ein Bildungsgang staatl. geprüfte/-r Kosmetiker/-in erfolgreich absolviert wurde
• die Meisterprüfung im Kosmetikgewerbe erfolgreich absolviert wurde
• am 05.12.2021 eine berufliche Praxis im Kosmetikgewerbe von mindestens fünf Jahren nachgewiesen wird.

Approbierte Ärzte und Ärztinnen müssen dieses Fachkundemodul ebenfalls nicht absolvieren.“

Kuchta: Die NiSV richtet sich mit ihren Anforderungen an alle Personen, die Geräte und Anlagen mit nichtionisierender Strahlung am Menschen anwenden. Wie zuvor beschrieben, hängt es vom Qualifikationsprofil einer Person ab, welche NiSV-Schulungen absolviert werden müssen.