Elke Mühlenbruch über onkologische Kosmetik

Kosmetische Behandlungen können weitaus mehr, als das äußere Erscheinungsbild positiv zu beeinflussen. Die dekorative Kosmetik "verschönert", die pflegende Kosmetik hat das Hautbild im Visier, die onkologische Kosmetik leistet beides – und noch viel mehr: Sie schenkt ein Stückweit Lebensfreude und Selbstvertrauen, was wiederum die Genesung unterstützen kann. Die "Onkokosmetik" hilft auch der Haut, wenn Chemo-, Strahlen- und Immuntherapie die Hautbarriere zerstört haben. So spielt sie eine wichtige Rolle dabei, sich in der eigenen Haut wohl zu fühlen und die Lebensqualität zu erhalten.

"Ich möchte Harmonie und Selbstvertrauen schenken", sagt Kosmetikerin Elke Mühlenbruch, die über eine Zusatzqualifikation in onkologischer Kosmetik verfügt. In unserer Rubrik "Kosmetik im Gespräch" erzählt uns die Expertin mit eigenem Kosmetikinstitut in Essen von ihrer interessanten Arbeit und gibt Tipps, was Kundinnen mit einer Krebserkrankung beim Thema Kosmetik allgemein und ihrer Hautpflege speziell beachten sollten.

Meine eigene Erkrankung und Fälle im Freundes-, Familien- und Kundenkreis haben mich zu dieser Zusatzqualifikation motiviert. Die erste Weiterbildung als onkologische Kosmetikerin vor sieben Jahren hat mich persönlich sehr angesprochen, und ich war eine der ersten Schülerinnen in diesem Gebiet. Bereut habe ich das bis heute in keinem einzigen Moment.

Der Umgang mit Kundinnen, die an Krebs erkrankt sind, erfordert sicherlich ein besonders sensibles Fingerspitzengefühl oder mitunter gar eine psychologische Schulung. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Durch meine langjährige Erfahrung und meine zweite Tätigkeit als medizinische Fachangestellte in der Psychosomatik, Fachbereich Psychoonkologie, bringe ich das Gefühl für Menschen mit dieser schweren Erkrankung einfach mit. Dafür bedarf es keiner Statistiken oder vorgegebener Standardbehandlungen.

Die Diagnose Krebs zwingt alle Betroffenen, ihren Lebensstil in großem Umfang zu ändern. Dies gilt auch für die Haut und deren Pflege, die nun eine "onkokosmetische Behandlung" benötigt. Was bieten Sie Ihren Kundinnen, die durch Zytostatika, eine Chemo- oder eine Strahlentherapie ganz spezielle Dienstleistungen in Anspruch nehmen möchten?

Ich biete Diagnostik, Gesichtsbehandlungen oder Massagen – also ganz "normale" Kosmetikangebote. Menschen, die an den Behandlungsfolgen einer Krebserkrankung leiden, wünschen keine ausgewiesene "Spezialbehandlung". Sie wollen einfach nur "sie selbst" sein. Diesen Raum biete ich ihnen. Die Hygienemaßahmen und der Schweregrad der Behandlung stehen natürlich für mich im Vordergrund, ohne die Kundinnen damit zu belasten.

Stichwort "onkokosmetische Pflege": Welche Produkte empfehlen Sie Ihren Kundinnen, die mitten in einer Behandlungsphase sind?

Zunächst probieren die Kundinnen ihre gewohnten Produkte aus. Sollten sie jedoch damit Probleme bekommen, empfehle ich gerne während der onkologischen Therapie folgende Produkte:

• Von Dr. Eckstein Kosmetik: Sensitive Balsam, Azulen Milcheiweiß, Lipp Balm, Handcreme, Nagelöl, Azulen Reinigungsöl, Repair Packung, Hyaluron Serum.
• Von Naturkosmetik Christine Schrammek: Rosacea Calm.
• Von Fußprofi Gewohl: Lipido Fußcreme.

Was sollten Kosmetikerinnen mit onkologischer Zusatzqualifikation auf jeden Fall beachten beziehungsweise unbedingt unterlassen?

Die DKMS LIFE bietet unter dem Motto "look good, feel better" kostenlose Schminkseminare für Frauen und Mädchen an, die an Krebs erkrankt sind, und lädt ausgebildete Kosmetikerinnen zur Unterstützung ein. Wäre dieses Ehrenamt auch für Sie interessant?

Ja, habe ich schon oft darüber nachgedacht. Ich würde es im Übrigen auch sehr begrüßen, wenn bei der Ausbildung zur Fachkosmetikerin das Thema "Onkologische Kosmetik" ein Standard-Schwerpunkt im Lehrstoff wäre.

Wir bedanken uns für das interessante Interview, liebe Frau Mühlenbruch, und wünschen Ihnen, dass Sie auch in Zukunft noch ganz viel "Harmonie und Selbstvertrauen" durch Ihre kosmetische Arbeit schenken können!