Brauchen Kosmetikerinnen in Zukunft eine psychotherapeutische Zusatzausbildung?
Nein, bestimmt nicht, zumindest nicht als Bedingung. Denn Kosmetikerinnen sind nach meiner Erfahrung oft intuitiv sehr gute Psychotherapeutinnen, auch ohne spezielle Ausbildung. Die Berufswahl setzt ja voraus, eine Nähe mit Kunden zu suchen und diese zur Behandlung einzusetzen. Insofern ist hier eine gute Menschenkenntnis auch durch die persönlichen Erfahrungen auf natürliche Art gegeben. Bei klaren psychischen Konflikten ist jedoch eine Fachpsychotherapie zusätzlich wichtig. Diese wäre für die Kosmetikerin sicher zu zeitraubend und nicht ökonomisch. Eine zusätzliche psychotherapeutische Ausbildung aber würde natürlich keinesfalls schaden!
Also die Kosmetikerin als Expertin in Sachen "Haut und Seele"?
Psychologisches Hintergrundwissen ist neben den dermatologischen Kenntnissen sicher zu begrüßen. Die Kriterien einer Depression zu erkennen oder zu wissen, welche Fragen zu stellen sind, um zum Beispiel zwanghaftes Verhalten zu erkennen, das zu Selbstschädigungen der Haut führen kann, ist absolut hilfreich. Die Kosmetikausbildung sollte meiner Meinung nach durch derartige Themen ergänzt werden.
Es gibt sicherlich auch Menschen, die lieber Kunden als Patienten sind – und das Kosmetikstudio als "Zufluchtsort" aufsuchen. Das birgt doch bestimmt auch ein gewisses "therapeutisches Potential"?
Ja genau. Das Kosmetikstudio bietet den großen Vorteil, dass ein niedrig schwelliges Angebot möglich ist, da es sich ja per Definition nicht um Psychotherapie handelt, die viele Menschen immer noch scheuen. Hier hat die Kosmetik sicher eine zusätzliche Aufgabe, sich im Rahmen einer guten interdisziplinären Zusammenarbeit zu platzieren.