Druckpunktmassage "Dien Cham" als Zusatzangebot für Kosmetiker*innen: kleine Punkte mit großer Wirkung
Dien Cham-Expertin mit Fingerspitzengefühl: Eva Krapp.
Die asiatische Medizin nutzt seit Jahrhunderten das Wissen um die Meridiane und wendet dieses in der Akupunktur, Akupressur und Reflexzonenmassage an. Der Vietnamese Nhuan Le Quang erlernte in Vietnam die Gesichtsreflexzonentherapie und entwickelte daraus eine eigene Methode, die als Akupressur mit einem Hilfsmittel und den Fingern (Druck und Massage) ausgeübt wird: Über drei Jahrzehnte praktiziert und lehrt er nun schon die Dien-Cham-Form in Europa. Unsere Expertin im Märzbeitrag Eva Krapp ist Spezialistin in dieser Methode und davon überzeugt, dass "Dien Cham auch im Kosmetikinstitut als wunderbares Zusatzangebot" seine nachhaltige Wirkung bieten kann.
Frau Krapp, Sie arbeiten in Ihrer Praxis unter anderem mit der Methode "Dien Cham". Den Begriff kennt nicht jeder, das dahinterstehende Prinzip ist jedoch vielen vertraut. Was besagt es?
Wenn wir an irgendeiner Körperstelle einen Schmerz verspüren, drücken wir intuitiv mit unseren Fingern darauf. Kopfschmerzen? Wir drücken gegen die Schläfen. Zehen gestoßen? Wir nehmen sie in unsere Hand – und drücken. Warum tun wir das? Es wirkt schmerzlindernd. Das Prinzip mit der Druckmassage funktioniert aber auch reflektorisch, das heißt: Per Druck an unserer Großzehe kann auch ein Kopfschmerz gelindert werden. Jeder, der bereits einmal eine Fußreflexzonenmassage erlebt hat, weiß um die Wirkung dieser speziellen Behandlung.
Ideal für die Kosmetikbehandlung als Vorbereitung (mit dem Stab) oder Nachbehandlung (als Massage nur mit den Händen): Gesichtsreflexzonenbehandlung Dien Cham.
Kommen wir nun zu der fernöstlichen Kunst "Dien Cham" oder "Dien Chan", der Reflexzonentherapie im Gesicht. Können Sie uns erklären, was Dien Cham bedeutet?
Dien Cham ist eine vietnamesische Gesichtsreflexzonenmassage, die das Mikrozentrum Gesicht nutzt. "Dien" steht für Gesicht und "Cham" für Akupunktur. Ähnlich wie bei der Fußreflexzonenmassage gibt es fest definierte Punkte im Gesicht, die eine reflektierende Wirkung auf unsere Organe und deren Funktion ausüben. Diese werden zunächst mit einem speziellen Massagestab (aus Kupfer und Bergkristall) und dann in der anschließenden Massage mit den Fingerspitzen stimuliert. Eine Mischung also aus Akupressur und Akupunktur.
Es geht also in Richtung Selbstheilungsprozess statt medikamentöser Therapie. Wie können wir uns die Wirkmechanismen dieser Methode vorstellen?
Dien Cham wirkt über die feinstofflichen Kanäle und Meridiane regulierend auf den gesamten Organismus. Nicht nur die Füße, auch das Gesicht spiegelt den ganzen Körper wider. Diese "Spiegelwirkung" bildet die Grundlage jeder Reflexzonenmassage. In der asiatischen Heilkunst geht man davon aus, dass feine Verbindungen zwischen unseren Organen und ihrem entsprechenden Bereich und einem bestimmten Punkt in unserem Gesicht bestehen. Das Prinzip besagt: Durch die manuelle Stimulation dieser Punkte sollen über die Gesichtsreflexzonen die Lebensfunktionen auf neurophysiologische Weise reguliert werden. Die erwünschte Wirkung der Methode: eine Linderung der Beschwerden und eine Entspannung, die lange nachwirkt.
Thema des Monats
Beauty-Cocktails
Sie sind, im wahren Wortsinn, in aller Munde: Nutricosmetics. In Form von Drinks, Pillen oder Pulver sollen die kleinen Powernährstoffe dafür sorgen, dass unsere Haut von innen optimal versorgt wird – und dass das auch nach außen ausstrahlt. Die Hersteller dieser "Beauty-Cocktails" versprechen eine sicht- und spürbare Wirkung auf Haut und Haare.
Wer nutzt das Angebot? Gibt es Personen, für die Dien Cham besonders geeignet ist?
Jeder Mensch kann von dieser Methode profitieren, auch präventiv. Es kommen aber auch Menschen mit Schmerzen, zum Ausgleich und Begleitung bei belastenden Therapien (wie z.B. Chemotherapie), mit Schlafstörungen oder als Burnout-Prävention zur Anwendung. Die Dien Cham Druckmassage hat sich zum Beispiel bewährt:
bei chronischen und akuten Schmerzen (Rücken-, Schulter- und Nackenschmerzen)
bei Fibromyalgie
bei akuten und chronischen Erkrankungen (Kreislauf-, Stoffwechsel-, Atemwegs- oder Nervensystemprobleme)
als Begleitung bei Chemotherapie: Stressreduktion, weniger Übelkeit
bei Migräne und Tinnitus: ist in keinem der Beiden komplett verschwunden, aber erhebliche Verbesserung in Frequenz und Intensität
als Burnout-Prävention
als Stressreduktion vor Prüfungen, um balanciert in die Prüfung zu gehen
als Linderung bei alltäglichen Problemen
präventiv
Wenn sich Blockaden lösen, wird jedes Treatment zur Kosmetikbehandlung mit Tiefgang.
Können Sie uns ein Beispiel beschreiben, wie so eine Anwendung ablaufen kann?
Zur Entspannung bekommen die Kund*innen in der Vorbereitung zunächst im Sitzen eine sanfte Nacken- und Kopfhautmassage, um die entsprechenden Nervenbahnen zu stimulierten. In der Rückenlage werden anschließend die Akkupressur-Punkte im Gesicht, die den einzelnen Körperteilen und Organen zugeordnet sind, mit einem speziellen Dien Cham-Stift bearbeitet. Ähnlich wie bei der Fußreflexzonenmassage, bei der es an entsprechenden Punkten auch mal "zwackt" (und zwacken soll), gibt es auch im Gesicht reflektorische Punkte, die mitunter "aufmucken". Das sind wichtige Signale und Hinweise darauf, dass etwas im Körper aus dem Gleichgewicht geraten ist. Trotzdem stellt sich auf ganzheitlicher Ebene bereits während der Behandlung eine tiefe körperliche und seelische Entspannung ein. Als "Belohnung" gibt es zum Abschluss eine Wohlfühl-Gesichtsmassage, bei der die Dien Cham-Punkten noch einmal volle Aufmerksamkeit bekommen, und eine Klopfakupressur, bei der die Hauptmeridiane im Körper aktiviert werden. Zur Krönung erhalten die Füße am Ende noch etwas Aufmerksamkeit zur nachhaltigen Entspannung.
Können Kosmetiker*innen Dien Cham als Zusatzmethode nutzen?
Auf jeden Fall! Es gibt sogar eine "Punkte-Kombination" zur Verbesserung von Hautproblemen diverser Art, zum Beispiel bei Schuppenflechte oder Akne. Liegen bei der Kundin oder dem Kunden derartige Diagnosen vor, sollten diese speziellen Punkte in der Anwendung besondere Beachtung finden. Praktisch bedeutet das: mindestens eine Minute Stimulation pro Punkt. Wird die Dien Cham Massage als "Highlight on top" genutzt, profitiert die Kundin von der zusätzlichen tiefen Entspannung. Jedoch möchte ich zu bedenken geben: Ich arbeite normalerweise bei der Massage mit Öl, das ist möglicherweise kontraproduktiv nach der kosmetischen Behandlung. Der Saft aus der Aloevera-Pflanze eignet sich aber auch toll für die Massage. Die Profi-Kosmetikerin weiß, wie viel Reiz sie der Haut zumuten kann nach einer kosmetischen Behandlung. Dien Cham ist halt keine Streichelmassage und wirkt nur durch die eher unsanfte Berührung.
Ein Punkt, der die Gesichtszüge entspannt – und dadurch sichtbar schöner macht.
Gibt es auch einen speziellen "Beauty-Punkt" im Gesicht?
Ja, tatsächlich, wir nennen ihn den "Schönheits-Punkt". Nur dieser eine Punkt entspannt das ganze Gesicht so beeindruckend, dass ihn alle kennen sollten. Ich empfehle ihn auch zur Selbst-Stimulation: Wenn Sie diesen Punkt, links oder rechts des Nasenflügels, mit Ihrem kleinen Finger mindestens eine Minute lang drücken, werden Sie merken, wie Ihre Gesichtszüge sich entspannen. Interessanterweise taucht dieser Punkt bei den unterschiedlichsten (meist asiatischen) Therapien auf.
Das ist ja wirklich ein toller Tipp, vielen Dank. Wer darf denn eine Dien Cham-Behandlung anbieten? Ist eine qualifizierte Zusatzausbildung dafür vonnöten?
Theoretisch kann die Behandlung grundsätzlich von jeder guten Therapeutin oder jedem guten Behandler mit Methodenkenntnissen, ganzheitlichem Gesundheitsverständnis und Fingerspitzengefühl durchgeführt werden – also auch von Kosmetiker*innen. Idealerweise nach einer qualifizierten Ausbildung und mit Hintergrundwissen in TCM. Da ich auch in Dien Cham ausbilde, können sich Interessierte bei weiteren Fragen gerne an mich wenden.
Die asiatische Gesichtsreflexzonenbehandlung eignet sich als Druckmassage mitunter auch zur Selbstanwendung. Wichtig zu wissen: Dien Cham ist von den Krankenkassen als evidenzbasierte Therapie nicht wissenschaftlich anerkannt, die Kosten werden nicht übernommen. Das bedeutet natürlich nicht, dass diese Methode wirkungslos ist. Sie gehört nur nicht zu den schulmedizinischen Heilverfahren. Aber eine Kosmetikbehandlung wird ja üblicherweise auch nicht von den Kassen bezahlt – und wirkt trotzdem!
Frau Krapp, wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview und Ihre gute Idee, Dien Cham als Zusatzleistung im Kosmetikstudio anzubieten!
Die Neusserin Eva Krapp, die seit acht Jahren Dien Cham anbietet und in Neuss-Reuschenberg ihre eigene Praxis betreibt, mag es, wenn die Dinge nicht nur zusammenpassen, sondern sich auch ergänzen. Die charismatische wie empathische Therapeutin folgt der Maxime, dass es nicht "DIE Lösung" gibt: Als gelernte Krankenschwester hat sie später den Yogaweg beschritten, Dien Cham gefunden und sich in diversen Therapieverfahren Psychotherapie (HP) weitergebildet. Ihre Überzeugung, dass jeder Mensch seine eigene Lösung in sich trägt, hat sich dadurch gefestigt. Eva Krapp bildet auch aus in Dien Cham.