Was genau machen eigentlich Podologen? Und warum sind unsere Füße bei ihnen in den besten Händen? Fuß-Expertin Beate Teubner klärt auf. Und gibt Tipps für gesunde Füße und einen starken Auftritt.
Sie weiß alles über Füße: Beate Teubner
Sie tragen uns ein Leben lang. Werden nicht selten in zu enge oder unpassende Schuhe gezwängt. Und kommen nur im Sommer mal an die Luft. Füße haben es nicht leicht – und sind doch so wichtig für uns und unsere Gesundheit. So richtig werden sie oft erst bemerkt, wenn etwas zwickt und zwackt. Vielleicht ein Fersensporn oder ein Hühnerauge, ein schmerzender Zeh oder der berühmt-berüchtigte Hallux valgus. Dann wird es ernst – und Fachwissen ist gefragt. Nun kommen die Podologen ins Spiel, unter dem Stichwort "medizinische Fußpflege". Spezialistinnen und Spezialisten, denen nichts fremd ist am Fuß des Menschen – und die tagtäglich ihr Bestes geben: für gesunde Füße und einen starken Auftritt. Unsere Expertin Beate Teubner ist Podologin und lehrt zudem das medizinische Fuß-Fachgebiet in Aachen. Genau die richtige Spezialistin also für alle Fragen rund um die Füße.
Happy feet: So glücklich fühlen sich Füße mit der richtigen Pflege.
Frau Teubner, können Sie zunächst bitte erläutern, was der Beruf "Podologe" bedeutet? Was genau machen die Spezialisten für Fußgesundheit - wie sieht ihr Berufsalltag aus?
Das erkläre ich gern: Podologen therapieren unterschiedliche Erkrankungen am Fuß – sowohl vorbeugend (präventiv) als auch heilend bei akuten Beschwerden (kurativ). Die Hauptaufgabe ist es – jetzt bitte nicht erschrecken! – Amputationen zu vermeiden. Denn diese können notwendig werden, wenn Patienten unter dem "diabetischen Fuß" leiden. Das ist eine häufige Folgeerkrankung bei Diabetes, im Volksmund "Zucker" genannt. Eine rechtzeitige podologische Behandlung ist hier sehr wichtig: Denn sie bewirkt, dass Zehen und Füße im besten Fall erhalten bleiben. Die qualifizierte Therapie hat also weitreichende, positive Folgen.
Ob kleine Füße oder große Füße: Sie alle wollen in guten Händen sein.
Was gibt es sonst Wissenswertes?Der Beruf "Podologe" ist ein so genannter "Gesundheitsberuf" - in Deutschland einer von 16. Er definiert sich als „nichtärztliche Heilkunde am Fuß“. Die Behandlungsfelder der podologischen Therapie sind vielfältig und komplex, dies setzt ein weitreichendes Wissen im Bereich der Medizin voraus.
Welche Tätigkeiten gibt es in der Praxis? Eine häufige Therapie, die medizinisch erforderlich ist, ist die "podologische Komplexbehandlung". Dies bedeutet, dass Hornhaut abgetragen wird und die Nägel in bestimmter Weise bearbeitet werden. Hier ist Akkuratesse und professionelle Handarbeit gefragt: die benötigten "Orthonyxie-Spangen" (Nagelspangen) sind individuelle Maßanfertigungen und werden vom Podologen speziell für den Patienten hergestellt.
Schöne bunte Schuh-Welt – aber manchmal nicht ganz optimal für Zehen und Füße.
Das ist interessant! Was gehört noch zur vielseitigen Tätigkeit?
Fuß- und Zehenfehlstellungen sind ebenfalls häufig in der Experten-Praxis. Um Fehlstellungen zu korrigieren oder Füße zu entlasten, werden so genannte "Orthosen" angefertigt. Das sind individuell hergestellte Hilfsmittel, die direkt am Fuß befestigt werden. Ihre Wirkung: Schmerzen werden gelindert, Komplikationen vermieden und es gibt eine hilfreiche Druckentlastung. Auch bei Wunden im Zehenbereich können Orthosen Wunder wirken - dies haben jüngst wissenschaftliche Studien erneut bewiesen.
Was ist noch wichtig in der podologischen Praxis? Fußgymnastik und Fußmobilisation spielen eine große Rolle - denn so kann nachhaltig die Fußmuskulatur gestärkt werden. Außerdem werden orthopädische Fußbeschwerden und Haut-Erkrankungen am Fuß fachgerecht und sorgfältig behandelt. Als moderne und hilfreiche Therapie wird auch das "Tapen" angewandt. Und noch etwas ist grundlegend: die ausführliche Beratung und Anleitung der Patienten. Nichts ist effektiver als ein gutes, erläuterndes Gespräch.
So lässt es sich aushalten: Fuß-Wellness im kühlen Nass.
Es wird schnell deutlich: Podologinnen und Podologen benötigen medizinisches Fachwissen - und arbeiten eng mit Ärzten, Physiotherapeuten und orthopädischen Schuhtechnikern zusammen. Wie genau sieht diese Zusammenarbeit zum Wohl der Patienten aus?
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist für alle Akteure zwingend notwendig. Dies gilt insbesondere für diejenigen, die sich mit dem "diabetischen Fußsyndrom", von dem ich zu Beginn schon sprach, beschäftigen. Hier wird das "Muss" der Zusammenarbeit besonders deutlich: Der Podologe erkennt und reagiert sofort, wenn der Fuß durch die schwerwiegende Erkrankung "dekompensiert" - also seine Funktion zusammenbricht. So ist der Fuß-Spezialist häufig die erste Anlaufstelle für den Patienten – er erkennt die Komplikationen und macht gezielt auf die Problematik aufmerksam. Das ist ein ganz wichtiger Schritt! Danach kann der Podologe sofort an den entsprechenden Facharzt vermitteln. Auf der anderen Seite leiten Diabetologen (Fachärzte für Diabetes) Patientinnen und Patienten mit dem "diabetischen Fuß" gezielt zu einer podologischen Therapie weiter. Hier ist das erklärte Ziel, eine später eventuell notwendige Amputation zu vermeiden. Studien belegen: Seit 2005 ist die Zahl der Amputationen, bei denen Teile vom Fuß entfernt werden mussten (Minor-Amputationen), definitiv zurückgegangen. Und die Zahl der Amputationen des ganzen Fußes (Major-Amputationen) ist bei steigender Patientenzahl stagniert. Ein ganz wichtiger Erfolg der qualifizierten podologischen Behandlung!
Einfach gesund: Bewegung für die Füße. Heute schon gemalt?
Viele Beeinträchtigungen am Fuß sind schmerzhaft und müssen ganz besonders sorgsam behandelt werden. Wie erreichen Sie beispielsweise beim "diabetischen Fuß" oder beim verbreiteten "Hallux valgus" Besserung und Linderung?
Ja - wir kommen immer wieder zum "diabetischen Fuß". Das ist auch kein Zufall. Seine Behandlung ist einfach ein Schwerpunkt der heutigen Podologie - und mir persönlich ein wichtiges Anliegen. Ich erkläre die Erkrankung nun noch etwas detaillierter: Der "diabetische Fuß" ist eine Spätfolge des Diabetes mellitus - und entsteht durch dauerhaft zu hohe Blutzuckerwerte. Störungen im Blutfluss (diabetische Angiopathie) und Schädigungen der Nerven (diabetische Neuropathie) spielen bei der Entstehung eine Rolle und sind zwei wichtige Hauptfaktoren. Durch die Beeinträchtigung der Nerven und Gefäße kommt es leicht zu Verletzungen der Füße und zu Wundheilungs-Störungen. Aus kleinsten Wunden und Verletzungen können so tiefe Geschwüre entstehen. Denn auch die Immunabwehr ist bei Diabetikern beeinträchtigt - und durch die geschädigten Nerven nehmen die Betroffenen unter Umständen Verletzungen gar nicht wahr. Die podologische "Inspektion" ist also ganz wichtig: Welche Wunden, Fehl- oder Druckstellen liegen vor? Ist die Haut trocken und rissig – und damit anfälliger für Verletzungen? Hat sich vielleicht schon eine weitere Komplikation, der "Charcot Fuß", entwickelt? Hier ist eine engmaschige und sorgsame Versorgung der Füße notwendig. So kann der Prozess im besten Falle aufgehalten werden. Die fachkundige Behandlung durch ausgewiesene Fuß-Spezialisten ist in diesem Fall unbedingt erforderlich. Nur so können Schmerzen, Unbeweglichkeit und ein hoher Leidensdruck vermieden werden. Das ist auch das Spannende am Beruf des Podologen: wenn es gelingt, den Krankheitsverlauf durch die Therapie positiv zu beeinflussen!
Thema des Monats
Füße spielen in unserem Leben eine tragende Rolle. Dennoch gelten sie als "Stiefkind der Gesundheit", denn sie werden oft vernachlässigt. Unsere Füße haben es schwer und (er)tragen es stoisch. Dabei verdienen sie unsere volle Fürsorge, denn sie sind mehr als nur "das Ende vom Bein".
Und nun zum "Hallux valgus" - die schmerzhafte Fehlstellung ist weit verbreitet: Wie können Podologen hier helfen?
Die Erkrankung Hallux valgus ist tatsächlich ein häufiges Problem der Patientinnen und Patienten. Hier steht der Schmerz als Symptom im Vordergrund und er verursacht einen großen Leidensdruck. Podologen können den Hallux valgus symptomatisch und kurativ behandeln. Hierzu werden Therapien wie Podo-Taping und Fußgymnastik eingesetzt – oder Orthesen zur symptomatischen und funktionellen Entlastung. Diese Therapieformen ergänzen sich und werden oft im Zusammenspiel angewandt. Wichtig zu wissen: Die passive Unterstützung beim Hallux valgus reicht nie aus, um die Beschwerden positiv zu beeinflussen! Stattdessen ist es hilfreich, dass die Patienten aktiv mitmachen, um eine Verbesserung zu erreichen: Fußgymnastik und gezielte Übungen aus dem Bereich der Spiraldynamik helfen effektiv. Eine Operation durch den Chirurgen sollte daher immer die letzte Option sein, denn häufig wird nur kurzfristig eine Verbesserung erreicht und die "Rückfall-Quote" (Rezidivrate) ist sehr hoch.
Tun Sie Ihren Füßen etwas Gutes: sie tragen uns schließlich ein Leben lang!
Es ist kein Geheimnis: Unsere Gesellschaft wird älter - und es gibt mehr betagte Füße, die liebevoll umsorgt werden möchten. Was bedeutet dies für Podologen?
Ja, das ist eine wichtige Frage! Der demografische Wandel bewirkt, dass die Erkrankung Diabetes stetig zunimmt - die Patientenzahl steuert in Deutschland auf zehn Millionen zu. In diesem Zusammenhang steigen auch die Patienten-Zahlen mit diabetischem Fußsyndrom. Hinzu kommt der vorhandene Fachkräftemangel - ähnlich wie in der Pflege. Momentan wird tatsächlich schon diskutiert, dass die Patienten-Versorgung nicht mehr ausreichend gesichert werden kann. Um hier Abhilfe zu schaffen ist es notwendig, die Ausbildung weiterhin ohne Schulgeld anzubieten. Außerdem: Weiterbildungsmöglichkeiten und eine breitere Handlungskompetenz im Behandlungs-Spektrum würden den Beruf attraktiver machen. Das wäre gerade für junge Berufs-Anfängerinnen und -Anfänger ein großes Plus!
Gibt es aktuelle Neuigkeiten in der "Fußkunde", die wissenswert und interessant sind? Auf jeden Fall! Das Studienfach "Podologie" vermittelt mittlerweile äußerst relevante Erkenntnisse zu unterschiedlichen Themen im Behandlungs- und Berufsfeld. Gerne möchte ich deshalb einige Fachliteratur-Titel vorstellen. Wenn Interesse besteht, kann man sich bei mir melden – ich freue mich, weitere Auskünfte zum Werk und zum Verfasser zu geben. Hier also einige aktuelle Titel:
Chancen und Möglichkeiten der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Podologen
Die Fehlbeschwielung als Ausdruck pathologischer Lastaufnahme und deren konservativen Therapie unter Berücksichtigung der Biomechanik. Wirken die Jurtin-medical-Systemeinlagen bei einer Metatarsalgie?
Funktionalität und Wirksamkeit der Dynamischen Orthese nach Weber - Effekte in der Wundversorgung am Diabetischen Fuß bei Druckulzera am Apex
Entwicklung eines Rahmenkonzepts zum dritten Jahr der Podologie-Ausbildung, mit dem Ziel der Anhebung des Ausbildungsniveaus auf EU-Standard
Und nun zum guten Schluss: Wer sich für den Beruf "Podologin / Podologe" interessiert: Welche Fähigkeiten und Interessen sind hilfreich? Was also sollten zukünftige Fuß-Experten bestenfalls mitbringen?
Freude an der Arbeit mit Menschen und am Menschen
Gutes "händisches" Geschick
Fähigkeit zur Kommunikation
Interesse, im medizinischen Bereich tätig zu sein
Gute Beobachtungsgabe
Mentale Belastbarkeit
Motivation, sich stetig weiter zu entwickeln
Verlässlichkeit
Beate Teubner lebt ihren Beruf mit Leidenschaft und mit Herz: Sie weiß, wie wichtig es ist, sich gut um die Füße von Patientinnen und Patienten zu kümmern. Denn: Häufig ist der Leidensdruck durch akute Beschwerden sehr groß. Diesen Leidensdruck durch fachgerechte Behandlung zu nehmen und maßgeblich zur Gesunderhaltung beizutragen - das ist ihr ein großes Anliegen und auch eine große Freude. Die studierte und ausgebildetePodologin (Podos (griechisch) = der Fuß; logie = Lehre) gibt ihr eigenes Wissen deshalb auch mit Begeisterung an Menschen in der Ausbildung weiter: Seit Juli 2018 ist sie Leiterin der Podologie-Schule der Christlichen Bildungsakademie in Aachen und lehrte vorher sieben Jahre an der Kaiserswerther Diakonie in Düsseldorf. Als sich Beate Teubner vor mehr als 20 Jahren für ihren Beruf entschied und ihre Fachpraxis gründete (die sie bis 2011 führte), war es ihr wichtig, im medizinischen Bereich selbstständig zu sein - und Familie und Beruf gut miteinander vereinbaren zu können. Wenn sie heute ihr geballtes Wissen an junge und interessierte Menschen weitergibt, teilt sie mit ihnen die Leidenschaft und die Freude: für einen anspruchsvollen medizinischen Beruf. Und für Gesundheit – von Kopf bis Fuß.
Weitere Informationen zur Podologie-Schule, in der unsere Expertin tätig ist, finden Sie hier: www.luisenhospital.de (Christliche Bildungsakademie für Gesundheitsberufe Aachen am Luisenhospital).