"Aufgeben ist keine Option!"

Beate Hertes führt ihren Kosmetiksalon "BENNissimo" im Herzen von Leipzig mit 36 Jahren Tradition, dennoch sehr modern. Gemeinsam mit ihrem engagierten Team kämpft sie um ein gutes Bestehen in dieser Pandemiezeit. So nutzen Beate Hertes und ihr "tolles Team", wie die Kosmetikexpertin ihre Mitarbeitenden liebevoll nennt, sehr aktiv die sozialen Medien, bleiben aber auch im direkten Kontakt mit ihren Kunden.

Für BEAUTY.de erzählt sie exklusiv, wie sie die schwierigen Zeiten der Coronakrise meistert, welche Maßnahmen sie und ihr Team während der Lockdownphasen ergreifen und warum "Aufgeben keine Option" für sie ist.

Ein altes Sprichwort sagt: Not macht erfinderisch. Wir möchten trotz aller Einschränkungen für unsere Kundinnen und Kunden da sein. So können sie jetzt online bei uns Gutscheine für Behandlungen oder Kosmetika erwerben. Oder sie nutzen unsere Hautsprechstunde per Telefon oder online per Fragebogen. Außerdem unterrichten wir in den sozialen Medien regelmäßig über den aktuellen Stand der Dinge und geben Pflegetipps.

Die Lockdown-Angebote auf unserer Internetseite sind aber nur ein Teil dessen, was wir als Team organisiert haben. Neben den Telefon- und Onlineberatungen haben wir zum Beispiel einen WhatsApp-Shop eingerichtet. Dort können die Kund*innen auch einzelne Behandlungs-Treatments oder Ampullen-Kuren für eine Behandlung zu Hause erwerben. Unsere Henrike, meine Tochter, liefert mit ihrem kleinen Moped – unserem Beauty-Flitzer – im näheren Umfeld die Produkte nach Hause.

Bereits Anfang März haben sich zwei Mitarbeiterinnen in einem Kurs beim DRK zu Testerinnen ausbilden lassen. So war von Beginn an die Testung unserer Kolleginnen vor Ort sichergestellt. Und auch die Kunden können – dank der Größe unserer Räumlichkeiten – von uns getestet werden. Mit unserer fachkundigen Anleitung können sich die Kunden vor Ort auch mit von uns bereitgestellten Laientests selber testen. Wir nutzen dafür einen separaten Raum entsprechend der vorgeschriebenen Teststandards. Die Kunden bekommen ihren "Testtermin" 20 Minuten vor dem eigentlichen Behandlungstermin. Nach dem Negativ-Ergebnis können wir direkt starten. Dafür sind besonders unsere älteren Kunden sehr dankbar.  Sie haben in der Regel nicht die Möglichkeit, einen Termin im Testzentrum online zu buchen, und müssten dort lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Der Kosmetiksalon Benn wurde 1984 in der ehemaligen DDR ins Leben gerufen. Kosmetikmeisterin Gislinde Benn, meine leider vor zwei Jahren verstorbene Mutter, hat den Salon unter vielen Anstrengungen und mit Hilfe von Familie und Freunden gegründet. Im Jahr 2011 begann meine Tochter Henrike ihre Ausbildung im Geschäft. Drei Jahre arbeiteten wir mit drei Generationen zusammen. Derzeit besucht Henrike die Meisterschule. Den Teil "Ausbildung der Ausbilder" hat sie mit der Bestnote bereits abgeschlossen. Es geht also weiter in der Familientradition.

Besonders in schwierigen Zeiten frage ich mich immer: "Was habe ich alles schon erreicht? Welche Probleme und Schwierigkeiten habe ich dabei schon überwunden?"  Der Mensch wächst bekanntlich mit seinen Aufgaben. Wenn man sich das vor Augen hält, hilft das schon sehr dabei, immer weiter zu machen. Ganz wichtig für mich und mein Team ist aber auch der telefonische und coronakonforme Direktkontakt mit unseren Kunden und auch untereinander. Es ist Balsam für die Seele, wenn Kunden sagen: "Halten Sie bitte durch! Wir brauchen Sie doch!"

Unbedingt! Auch wir haben über soziale Medien und Coaching-Gruppen wie der von Andrea MacLang ("Erfolg-Reich") ein deutschlandweites Netzwerk aufgebaut. Einerseits hilft es enorm, wenn man sieht, man ist mit seinen Problemen nicht allein. Andererseits motivieren die Kolleginnen sich untereinander, helfen mit Tipps und Ideen. Es ist immer wichtig, innovativ zu denken. Man sollte nicht in alten Denkweisen verweilen, sondern den Blick nach vorn richten.

Wie schaffen Sie es, trotz schwierigster Bedingungen in "Zeiten wie diesen" positiv nach vorne zu schauen?

Dazu zitiere ich gerne meine Kollegin Sarah Kober: "Wir sind ein megagutes Team, das auch in solch schweren Zeiten zusammenhält und sich gegenseitig Kraft schenkt. Man baut sich gegenseitig auf, wenn etwas nicht so läuft, wie es soll. Es ist einfach super, in einem solchen Team arbeiten zu dürfen." Wie kann man da nicht positiv denken?? Mit einem solchen Team an der Seite kann man alles schaffen, wenn man nur will.

Natürlich haben wir uns dafür kilometerweit aus unserer Komfortzone bewegt. Aber das ist das Gute an der Situation: Man wird gezwungen, Prozesse zu überdenken, neue Wege zu gehen. Nur so kann und wird man sich selbst verbessern. Und indem man sich genau das vor Augen hält, motiviert man sich selbst.

Mit Erfolg?

Natürlich suchen wir noch engagierte Mitstreiter*innen, die unserem Beruf eine Stimme geben. Derzeit entstehen aber zum Glück auch in vielen anderen Regionen Deutschlands Innungen. Auch verschiedene Verbände wurden gegründet, um unserer Branche die Aufmerksamkeit zu geben, die sie verdient. Wir Kosmetiker*innen brauchen einfach Interessenvertretungen, die uns in der Öffentlichkeit weg bringen vom Klischee der pinselschwingenden Beauty-Tussi.

Im ersten Lockdown kam die finanzielle Hilfe prompt und wirklich unproblematisch an. Das kann ich von der November- und Dezemberhilfe leider gar nicht sagen – abgesehen davon, dass die Beantragung ja erst ab Ende November überhaupt möglich war. Die durch meine Steuerberaterin beantragte Finanzhilfe wurde dann in zwei Teilbeträgen je Monat im Februar ausbezahlt. Ohne Hilfe von außen wäre es da echt eng geworden! Man darf nicht vergessen, dass ich mich (wie viele meiner Kolleg*innen auch!) auf das Versprechen der Regierung für vier Wochen Lockdown im November verlassen hatte. In dieser Zeit habe ich mein Team in der Beschäftigung gehalten. Wir haben Weiterbildungen absolviert, renoviert, neue Behandlungskonzepte entwickelt.

Enttäuscht bin ich allerdings über das nicht eingehaltene Versprechen zur Finanzierung von Coachingmaßnahmen: Im ersten Lockdown war den durch Corona in Schieflage geratenen Unternehmen die hundertprozentige Förderung von Beratungsleistungen bis 4000,- € versprochen worden. Leider wurde das Programm wieder abgesetzt. Erst auf Nachfrage erfuhren wir, dass man bei der BAFA nicht mit einer solchen Zahl an Anträgen gerechnet hätte und nicht ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stünden. Die Beratung durch Michael Heitkötter möchte ich jedoch auf keinen Fall missen!

Auch hier zeigen sich in der Krise Stärken und Schwächen. Besonders eine unserer Firmen unterstützt uns sehr, indem sie zum Beispiel einen Online-Shop für Endverbraucher eingerichtet hat. Dort bekommen wir für die Einkäufe unserer Kunden eine entsprechende Provision. Diese Firma hat auch schnell und unbürokratisch Webinare organisiert. Alle zwei Wochen treffen wir uns dort per Videokonferenzen, tauschen Erfahrungen aus und erhalten Anregungen. Als wir wieder öffnen durften, stellte uns diese Firma "Schön, dass Sie wieder bei uns sind"-Päckchen für unsere Kunden zur Verfügung: In Organza-Säckchen wurde ein hochwertiges Serum mit einem Kärtchen und dem oben genannten Spruch verpackt.

Das Kundenmagazin der Firma können die Kunden übrigens ebenfalls unter unseren "Lockdown-Angeboten" finden. Ein anderer langjähriger Lieferant und Partner hat uns da leider nicht so unterstützt. Das habe ich bei der Geschäftsleitung der Firma auch kommuniziert. Gerade in schweren Zeiten brauchen wir die Unterstützung starker Partner, um optimistisch in die Zukunft sehen zu können!

Das schätzen Sie vollkommen richtig ein. Täglich erreichen uns Anfragen nach Pflege- und Verwöhn-Terminen. Wir hatten für die lang ersehnte Wiedereröffnung spezielle Pflegepakete konzipiert. Diese sind in der Regel deutlich ausgiebiger und intensiver als die altgewohnten Behandlungen, aber auch entsprechend hochpreisiger. Unsere Kundschaft nimmt jedoch genau das dankbar an und genießt das persönliche Pflegeprogramm sehr. Oft hören wir zudem: "Endlich etwas Normalität und etwas Schönes im Alltag!" Gern würden wir auch Kuren für die pflegeentwöhnte und gestresste Haut anbieten. Aber unter den derzeitigen Umständen wäre das unseriös, wissen wir doch momentan gar nicht, ob und unter welchen Auflagen wir nächste Woche arbeiten dürfen.

Eine der oben genannten Kur-Behandlungen ist "BENNissimos Hautturbo", die wir gemeinsam mit der Podologin und Leipziger Kollegin Birgit Pfundt-Hering entwickelt haben. Wir stellen in fünf Behandlungen die "Hautuhr" um fünf Jahre zurück. Dabei setzen wir eine Kombination aus apparativen Behandlungen wie Microdermabrasion, Mesoporation, MicroNeedling und Radiofrequenztherapie ein. Aber auch Wohlfühlbehandlungen mit hocheffektiven dermazeutischen Wirkstoffen sind in das Programm integriert. Mit computergestützter Hautanalyse kontrollieren wir den Erfolg unseres Fünf-Wochen-Kurses.

Vielen Dank, Frau Hertes, für das mutmachende Interview. Die BEAUTY Düsseldorf wünscht Ihnen und Ihrem Team – sowie all Ihren Kolleg*innen bundesweit – weiterhin viel Kraft und baldige "bessere Zeiten".

Sie möchten Kontakt aufnehmen? Gerne!

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