Spa-Managerin Maren Brandt sorgt dafür, dass ihr Team nicht nur Wellness anbietet, sondern auch selbst unter gesunderhaltenden Bedingungen arbeitet.
Maren Brandt: Die Gesundheit ihrer Mitarbeiter liegt ihr am Herzen Foto: Van Nille Photography
Eine entspannte Auszeit vom Alltag genießen – und so Kraft tanken, gesund bleiben und sich mal richtig erholen. In diese behagliche Welt der Entspannung tauchen regelmäßig und weltweit zahlreiche Gäste von Spa- und Wellness-Angeboten ein. Die modernen Beauty-Möglichkeiten verhelfen zu Schönheit, Wohlbefinden und außergewöhnlichen Momenten. Doch was ist mit dem Wellness-Team, das sich an den Orten der Erholung um Körper und Seele der Gäste sorgt? Wann wird dieses Engagement zur Belastung? Wann sind die Arbeitsbedingungen im Wellness-Tempel gar nicht mehr gesund für Kosmetikerin und Co.? Gäste liegen in der Hängematte – aber die Angestellten hängen in den Seilen? Hier gilt es, ein offenes Auge und Ohr zu haben für die Bedürfnisse und Arbeitsbedingungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Maren Brandt, Spa-Managerin in Mecklenburg-Vorpommern, verantwortet gleich mehrere Spa- und Wellness-Angebote im beliebten Urlaubs-Paradies – und ist eine Chefin, der die Gesundheit ihres Teams am Herzen liegt. Gemeinsam mit der Krankenkasse AOK entwickelte die engagierte Spa-Spezialistin ein Betriebliches Gesundheitskonzept – individuell abgestimmt auf ihre Mitarbeiter. Wie sich die Gesundheit der Beschäftigten im Unternehmen mit gezielten Maßnahmen verbessern lässt, verrät die frisch gekürte „Spa-Managerin des Jahres 2018“ jetzt im Interview.
Wichtig für Gesundheit im Betrieb: offen miteinander reden. Foto: pixabay
Frau Brandt, „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ ist ein ziemliches Wort-Ungetüm, das auch noch recht theoretisch daherkommt. Was genau bedeutet es in der Praxis?
Ja, das muss man wirklich erst einmal erklären! Das „Betriebliche Gesundheitsmanagement“ hat zum Ziel, Krankheit und Belastung am Arbeitsplatz bestmöglich zu vermeiden oder zu minimieren – und die Gesundheit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern. Denn selbstredend sind Erkrankungen für unsere Kolleginnen und Kollegen unangenehm und belastend. Zum anderen verursachen erkrankte Mitarbeiter Kosten für das Unternehmen. Daher ist es wichtig, entsprechende Vorkehrungen zu treffen, die die Gesundheit am Arbeitsplatz fördern. In der Praxis bedeutet dies, dass der Krankenstand zunächst einmal analysiert werden muss – gegebenenfalls mit Hilfe der Krankenkasse, bei der die meisten Mitarbeiter versichert sind: Welche Art der Krankmeldungen dominieren im Unternehmen? Um wie viele Fehltage handelt es sich durchschnittlich? Welche Abteilungen sind besonders betroffen? Daraufhin analysiert man mögliche Ursachen und leitet anschließend konkrete Maßnahmen ab, die sukzessive umgesetzt werden, um den Krankenstand langfristig zu senken. So schaffen wir eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Manchmal bedarf es auch nur kleiner Veränderungen, die nicht kostenintensiv für das Unternehmen sind. Hierzu zählen neben gezielten Maßnahmen am Arbeitsplatz auch individuelle Kranken-Rückkehrgespräche.
Wo drückt der Schuh? Klären, wer welche Belastung hat. Foto: pixabay
Viele Firmen sprechen zwar vom Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) – setzen es aber nicht um. Gab es bei Ihnen einen konkreten Impuls, das Thema gemeinsam mit der Krankenkasse AOK „anzupacken“? Wie genau sind Sie auf die Idee gekommen?
Unsere Ansprechpartnerin der AOK Nordost und ich haben vor einiger Zeit einen Tag der offenen Tür für unsere Fitness-Mitglieder geplant. Als ich 2016 am Fleesensee anfing, war der Krankenstand der Mitarbeiter relativ hoch. Im Rahmen unseres Austauschs entstand die Idee, eine Krankenanalyse der letzten drei Jahre zu machen. Hieraus hat sich dann eine enge Zusammenarbeit entwickelt.
Gesundheit für die Mitarbeiter: Auch helfende Hände brauchen Unterstützung. Foto: pixabay
Und jetzt ganz alltagspraktisch: Welche Maßnahmen haben Sie für Ihre Spa- und Wellness-Mitarbeitenden als sinnvoll erarbeitet und umgesetzt? Und: Können Sie uns beschreiben, welchen Unterschied es zwischen „vorher“ und „nachher“ gibt?
Im Zuge der Arbeitsunfähigkeits-Auswertung haben wir herausgefunden, dass bei uns seit drei Jahren die Hauptkrankheitsursachen neben Erkältungen insbesondere Muskel- und Skeletterkrankungen der Anwenderinnen und Anwender waren – vorrangig bei älteren Mitarbeitern. „Anwenderinnen“ und „Anwender“ sind die Spa-Mitarbeiter, die Behandlungen am Gast durchführen – zum Beispiel aufwändige Massagen. Nach Analyse aller Angebote (unserem sogenannten „Spa-Menü“) und der gebuchten Anwendungen haben wir festgestellt, dass das gefragteste Angebot eine 25-minütige Rückenmassage war. Diese haben wir aus den Menüs genommen und preislich etwas angehoben. Gäste können sie weiterhin buchen, werden aber nicht mehr explizit darauf hingewiesen. Als Alternative haben wir im „Hotel Schloss Fleesensee“ ein individuelles Rückenprogramm als Anwendung eingeführt. Hierbei handelt es sich um eine klassische, 50-minütige Rückenmassage in Verbindung mit Schröpfgläsern, heißer Rolle und Klangschalen. Für den Gast ist diese Anwendung gleichermaßen angenehm und effektiv; die Anwender können jedoch zwischendurch ihre Hände schonen.
Das hält fit: Wellness-Angebote – wie hier in der SpaWorld Fleesensee – dürfen auch von den Mitarbeitern genutzt werden. Foto: 12.18. Investment Management
Weiterhin haben wir für unsere Abteilungsleiter ein AOK-Seminar zum Thema „gesunde Führung“ veranstaltet und eine ergonomische Arbeitsplatz- und Bewegungsanalyse für jeden Bereich (Spa-Technik, Bistro, Anwender, Verwaltung, Fitness, Empfang u.a.) vorgenommen. Unser Ziel war es herauszufinden, wie wir durch kleine Veränderungen einen angenehmeren Arbeitsplatz im Hinblick auf Haltung und Umgang mit Arbeitsmaterialien gestalten können.
Ein weiterer Baustein unseres Maßnahmenkatalogs betrifft das Thema „sportlicher Ausgleich zum Alltag“: So dürfen unsere Spa-Mitarbeiter die SpaWorld mit 450 Quadratmetern kostenfrei nutzen – hierzu gehören der Fitnessbereich, die Sauna- und Wasserwelt sowie verschiedene Kurse.
Daneben führen wir regelmäßig Krankenrückkehrgespräche sowie Zielvereinbarungs- und Mitarbeitergespräche. Eine offene und klare Kommunikationskultur hilft zudem, Missverständnissen oder Gerüchten vorzubeugen. Wir motivieren alle Kollegen, in Meetings zu äußern, was sie arbeitstechnisch gerade bewegt. Ein zentraler Aspekt ist die Wertschätzung des Einzelnen: Indem wir unseren Mitarbeitern die Wichtigkeit jeder Abteilung klarmachen, möchten wir das Verständnis füreinander stärken und ein harmonisches Arbeitsumfeld schaffen.
Es ist kein Geheimnis: Menschen, die im Beruf dafür sorgen, dass es anderen gut geht, kommen häufig selbst zu kurz. Ist es also in der Beauty-, Wellness- und Spa-Branche besonders wichtig, sorgsam auf die eigene Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu achten?
Verdiente Auszeichnung: Maren Brandt ist „Spa-Managerin des Jahres“ Foto: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann
Hier hat sich in den vergangenen Jahren viel getan: Die Anwender lernen mittlerweile während ihrer Aus- und Weiterbildungen, wie sie sich schützen können – gerade bei tiefergehenden/energetischen Anwendungen. Unsere Teamleiter achten auch bei Einarbeitungen darauf, dass die Anwender möglichst rückenschonend arbeiten. Außerdem trägt das Spa-Empfangsteam dafür Sorge, dass die Tagespläne abwechslungsreich sind und Vor- und Nachbereitungszeiten eingehalten werden. Wenn es mal stressiger wird, unterstützen die Kollegen sich gegenseitig. Die Anwender oder Auszubildenden brauchen ja zum Beispiel regelmäßig Modelle zum Testen oder für Testkurse. Auch bei den Trainings unserer Partnerfirmen stellen wir sicher, dass die Mitarbeiter ergonomisch am Gast arbeiten. Auch andere Stress-Situationen im Berufsalltag versuchen wir schon im Vorfeld zu lösen. Wir besprechen miteinander: Welche Einwände oder Fragen könnte der Gast haben? Und wie können wir diese bestmöglich beantworten? Mit diesen „Einwands-Vorbehandlungen“ schulen wir unser Team ganz detailliert. Das vermeidet im Zweifel anstrengende Situationen – und führt zu einem besseren Miteinander zwischen Gast und Mitarbeiter.
Welche Tipps können Sie als Expertin anderen Beauty-Betrieben geben, damit es jeder einzelnen Mitarbeiterin und jedem einzelnen Mitarbeiter rundum gut geht?
Gleich im Vorstellungsgespräch die Rahmenbedingungen und Vorstellungen klar darstellen, damit die zukünftigen Mitarbeiter wissen, worauf sie sich einlassen
Gutes Betriebsklima schaffen
Gesundheit als Unternehmensgrundsatz
Für eine angemessene Work-Life-Balance sorgen / Ausgleich schaffen
Mitarbeiter so multifunktional wie möglich ausbilden / Unterstützung bieten
Fitnessmöglichkeiten beispielsweise als Firmenfitness/-kooperation mit benachbarten Studios vereinbaren
Arbeitsschutzmaßnahmen beachten
Flexible Arbeitszeitmodelle, soweit möglich
Altersgerechte Arbeitsgestaltung
Seinen Teamleitern Eigenständigkeit und Vertrauen entgegenbringen und sie an eine „gesunde Führung“ heranführen
Zum Schluss noch eine ganz persönliche Frage: Auch Sie sind durch Ihre Arbeit gewiss nicht „unterbeschäftigt“. Stress ist ein wichtiger Faktor, der sich negativ auf die Gesundheit auswirken kann. Wie lautet Ihr persönliches Rezept, um körperlich und seelisch gesund zu bleiben?
Der Ausgleich zum Alltag ist ungemein wichtig. Ich fahre regelmäßig ans Wasser oder bin auf dem Wasser unterwegs, das entspannt mich, da ich hier auf die Naturgegebenheiten eingehen muss und den Kopf frei bekomme. Ich mache selbst aber auch gern Yoga oder gehe in der Natur eine Runde laufen. Natürlich spielt auch das soziale Umfeld eine wichtige Rolle: Meine Freunde und Familie geben mir Rückhalt und wir unterstützen uns gegenseitig, wo es nur geht. Letztlich ist aber vor allem entscheidend, dass ich meinen Job gern mache und Freude an der Arbeit und meinem Team habe. Damit kann ich auch stressige Situationen sehr gut meistern, weil ich weiß, dass alle hinter mir stehen und mir ihr Vertrauen schenken.
Maren Brandt ist Corporate Spa-Managerin an einem beliebten Urlaubsziel: der Mecklenburgischen Seenplatte. Hier ist sie im traditionsreichen „Hotel Schloss Fleesensee“ und in der „Fleesensee SpaWorld" nicht nur für das Wohl der Gäste verantwortlich, sondern auch für das ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Als Spa-Managerin sorgt sie mit konkreten Maßnahmen des „Betrieblichen Gesundheitsmanagements“ für ein rundum gesundes Arbeitsklima. Gemeinsam mit der Krankenkasse AOK analysierte sie die Arbeitsbedingungen ihrer 43 Wellness-Mitarbeitenden und entwickelte ein alltagspraktisches Gesundheitskonzept für ihr Team.
Nicht nur für dieses Engagement wurde die erfahrene Spezialistin im März von der Messe Düsseldorf und dem Deutschen Wellness Verband zur „Spa-Managerin des Jahres 2018“ ausgezeichnet. Der Aufgabenbereich im Spa-Management ist breit gefächert – und reicht von operativen und strategischen Führungsaufgaben über Betriebswirtschaft und Marketing bis zu Personalführung und zur Gästebetreuung. Maren Brandt widmet sich mit Können und Leidenschaft diesen vielseitigen Herausforderungen – und managt zwei verschiedene Spa- und Wellness-Anlagen gleichzeitig. Erfahrungen hat die 36-Jährige reichlich: Sie war in Singapur tätig, in Kroatien, in Travemünde und Hamburg – um nur einige ihrer Stationen zu nennen. Privat tankt sie Kraft bei Asien-Reisen und beim Kitesurfen. „Das macht den Kopf frei, und ich kann im Hier und Jetzt sein.“ Mit dieser Energie kümmert sie sich um Wünsche und Bedürfnisse der Gäste – und natürlich um die ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Denn Maren Brandt weiß: Gesundheit ist das höchste Gut. Weitere Informationen gibt es auf www.schlosshotel-fleesensee.de